Die Vorbereitung für den Professional Scrum Master I (Scrum.org) zog sich bei mir auf 1,5 Jahre. Natürlich geht das auch schneller, vor allem wenn man sich auf die relevanten Dinge fokussiert, die ich am Anfang außer Acht ließ. Welche Scrum Master Zertifizierung die richtige für einen ist, ist individuell. Daher stelle ich drei Zertifizierungen vor, zwischen denen ich mich damals entschieden habe.
Inhaltsverzeichnis
Was sind die Aufgabe eines Serum Masters
Auswahl der Scrum Master Zertifizierung
Training Scrum Master Zertifizierung PSMI
Open Assessments von Scrum.org
Was sind die Aufgabe eines Scrum Masters
Scrum ist ein Framework das Menschen hilft ein werthaltiges Produkt zu schaffen. Der Scrum Master hilft, dass das Scrum-Team seine Arbeit machen kann und, dass das Unternehmen und das Team mit den Umgang mit Scrum vertraut sind. Dies wird zum einen durch Coaching erreicht und zum anderem wird sichergestellt, dass die Scrum Events stattfinden und produktiv sind.
Auswahl der Scrum Master Zertifizierung
Nachdem ich in zwei unterschiedlichen Tätigkeiten in agilen Projektgruppen gearbeitet hatte, wollte ich mich nochmal stärker theoretisch mit dem Thema Scrum auseinandersetzen. Gerade die Rolle des Scrum Master interessierte mich, weil dieser dem Team als Coach zur Seite steht und versucht Probleme außerhalb und innerhalb des Unternehmens für das Team zu lösen, damit dieses sich auf seine Arbeit konzentrieren kann. Ich war überrascht, dass das Angebot an Zertifizierungen zum Scrum Master so umfassend war. Bei meiner Suche für das für mich passende Angebot konzentrierte ich mich auf Scrum.org, Scrum Alliance und TÜV SÜD. Es gibt allerdings noch viele weitere Anbieter.
Scrum.org – PSM I
Scrum.org wurde von Ken Schwaber 2009 gegründet, der zusammen mit Jeff Sutherland den Scrum Guide geschrieben und fortlaufend aktualisiert. Das letzte Update erschien am 18. November 2020. Ken Schwaber ist neben Jeff Sutherland und weiteren Pionieren ein Mitbegründer von Scrum und verfasste und unterschrieb mit ihnen das Agile Manifesto. Die Zertifizierung ist praxisorientiert und frägt dementsprechend Wissen, Verständnis und Fähigkeiten rund um Scrum ab.
Sprache in der die Prüfung abgehalten wird: Englisch
Kursbesuch: Ein Kursbesuch ist optional und keine Pflicht
Fragen: Multiple Choice und Ja/Nein Fragen, 60 Minuten Zeit um 80 Fragen zu beantworten
Bestanden: Mit 85% richtigen Antworten
Prüfung: online
Zertifikat bleibt dauerhaft aktiv
Kosten pro Prüfung: 150$
Kurskosten: um die 1300 €, zwei Versuche für die Prüfung
https://www.scrum.org/professional-scrum-master-i-certification
Scrum Alliance – CSM
Die Scrum Alliance wurde 2001 gegründet und unterstützt das agile Arbeiten. Seit 2006 ist sie eine akkreditierte gemeinnützige Organisation. Die Kurse vermitteln praktische Fähigkeiten, die man gleich im Hier und Jetzt anwenden kann. Das Training ist auf die jeweiligen Bedürfnisse des Lernenden abgestimmt. Alle Mitglieder mit einem aktiven Zertifikat erhalten zudem Zugang zu einer Bildungsplattform, wo Wissen vertieft und ausgebaut werden kann.
Sprache in der die Prüfung abgehalten wird: Englisch
Kursbesuch: Ein Kursbesuch ist Pflicht
Fragen: Multiple Choice und Ja/Nein Fragen, 60 Minuten Zeit um 50 Fragen zu beantworten
Bestanden: Mit 74% richtigen Antworten
Prüfung: online
Zertifikat ist zwei Jahre aktiv. Um dies aufrecht zu erhalten muss man in dieser Zeit, im Level Foundational, 20 Stunden in Weiterbildung investieren und eine Gebühr von 100$ bezahlen. Alternativ kann auch ein sekundärer Scrum Alliance-Zertifizierungskurs besucht werden.
Prüfung: 25 $ ab den dritten Prüfungsversuch
Kurskosten: Kursgebühren können stark Abweichen, da der Umfang an Unterrichtsstunden sehr unterschiedlich ist. Beispiel: 1650 €, zwei Tage online Training, inklusive zwei Versuche für die Prüfung
https://www.scrumalliance.org/get-certified/scrum-master-track/certified-scrummaster
TÜV SÜD – Scrum Master – TÜV
TÜV SÜD bietet über 600 Schulungen an, darunter auch ein Scrum Blended Learning der aus einem Webinar als Einstieg und einem anschließendem zweitätigen Präsenzkurs besteht, der mit dem Scrum Master – TÜV abschließt. Der Präsenzkurs setzt auf eine anwendungsorientierte Praxisphase sowie auf den Austausch mit anderen Teilnehmern. (Während der Pandemie auch online) Die TÜV SÜD bietet zudem noch andere Scrum Kurse an.
Sprache in der die Prüfung abgehalten wird: Deutsch
Kursbesuch: Ein Kursbesuch ist Pflicht
Fragen: Multiple Choice und Ja/Nein Fragen, 60 Minuten Zeit um 30 Fragen zu beantworten (Stand 2019), Anders als bei den beiden anderen Anbietern werden falsche Antworten mit Minuspunkten gewertet.
Bestanden: Mit 60% richtigen Antworten (Stand 2019)
Prüfung: Präsenz nach dem Kurs (Während der Pandemie auch online)
Zertifikat bleibt dauerhaft aktiv
Prüfungsgebühr: 225 €
Kurskosten: 1990 € zzgl. die Kosten der Prüfungsgebühr
Training Scrum Master Zertifizierung PSMI
Training on the Job
Ich kannte Scrum bereits aus zwei Projektgruppen aus unterschiedlichen Unternehmen. Daher waren mir die Abläufe und auch die Mechanismen bereits bekannt. Aus diesen Gründen verzichtete ich auf einen Kurs und setzte auf das Selbststudium, um mir nochmals im Detail die Theorie anzuschauen und selbständig Schwerpunkte zu setzten.
Die Theorie
Scrum.org bietet viel Content auf seiner Seite, den man sich auch ohne kostenlose Registrierung anschauen kann. Das wichtigste hierbei ist der Scrum Guide der als Basis dient. Dieser muss auf Deutsch und auf Englisch genau studiert werden. Ich machte meine Zertifizierung im Oktober 2020 bevor sich der Scrum Guide änderte. Alles zum neuen Scrum Guide erfahrt ihr unter https://www.scrum.org/scrum-guide-2020
Ich hatte viel Zeit investiert Bücher über Serum zu lesen, die zwar alle sehr interessant und auch lehrreich waren, mich aber bei der Prüfung eher verwirrten. Am meisten hat mir neben dem Scrum Guide das Stöbern in den Foren geholfen, weil sich dort Mitglieder über die unterschiedlichen Aufgaben und Herausforderungen eines Scrum Masters austauschten.
Die Sprache
Obwohl ich gut Englisch spreche merkte ich bei der Prüfung, dass die Sprache für mich als nicht Muttersprachler eine Hemmschwelle war. Daher empfand ich es als sehr hilfreich im Vorfeld Übungsfragen auf englisch zu absolvieren, um ein Gespür für die entscheidenden Phrasen in einer Frage zu erhalten und trotz kurzer Lese- und Antwortzeit die entscheidenden Informationen nicht zu überlesen. Man muss dabei beachten, dass einem im Schnitt 45 Sekunden pro Frage zur Verfügung stehen. Gerade bei sehr langen Fragen ist das sehr knapp. Zeit aufholen kann man dafür bei Ja- und Nein-Fragen.
Die Übung
Routine war für mich wichtig um möglichst schnell Fragen beantworten zu können. Daher habe ich einige Prüfungssimulation zur Vorbereitung genutzt. Wichtig, es handelt sich hierbei wirklich nur um Simulationen. Die Fragen in der Zertifizierung sind andere und aktuell sind nicht alle Prüfungssimulationen auf den aktuellen Scrum Guide umgestellt. Dies ist die Liste der Prüfungssimulationen, die ich zur Vorbereitung auf die Prüfung genutzt hatte, es gibt hier allerdings noch viele weitere Anbieter.
Open Assessments von Scrum.org
Im Gegensatz zu anderen Prüfungssimulationen ist das Open Assessment von Scrum.org gebührenfrei. Er nutzt originale Prüfungsfragen (aus Scrum.org). Man muss 30 Fragen in 30 Minuten schaffen. Es bietet sich an mit diesem Simulator zu starten, weil die Runden recht kurz sind und man schnell Feedback bekommt. Man sollte einen Wert von nahezu 100% anstreben bevor man ggf. andere Prüfungssimulatoren nutzt oder gar die Zertifizierung in Erwägung zieht. Der Nachteil an diesem Simulator ist allerdings, dass man keine wirkliche Prüfungssituation vorfindet, weil man pro Minuten lediglich eine Frage beantworten muss. Somit hat man mehr Zeit als in der wirklichen Prüfung. (Sind bereits auf den Scrum Guide 2020 umgestellt) https://www.scrum.org/open-assessments
Mikhail Lapshin
Diese Prüfungssimulation ist ebenfalls gebührenfrei und stellt eine Prüfungssituation der PSMI Zertifizierung nach. Man muss 80 Fragen in 60 Minuten beantworten und bekommt daher ein Gespür für die Zeit in der Prüfung, was mir viel Sicherheit gab. Als nicht Muttersprachler lernte ich auch so die unterschiedlichen Arten der Fragestellungen und den Umgang mit Multiple Choice Fragen, weil ich am Anfang schnell wichtige Elemente der englischen Fragen überlas. Nach der Nachstellung der Prüfungssituation werden die Fragen aufgelöst. Wenn man hierzu noch Fragen hat, kann man diese im offenen Forum stellen. (Die Umstellung der Fragen auf den Scrum Guide 2020 ist noch in Arbeit) http://mlapshin.com/index.php/scrum-quizzes/sm-real-mode/
Mplaza Training
Dieser Prüfungssimulator kostet 22 € für ein Jahr. Er bietet insgesamt 285 Fragen. Bei jeder Runde werden zufällig 80 Fragen ausgewählt, die man wie bei der Prüfung in 60 Minuten beantworten muss. Somit hat man, wie bei Mikhail Lapshin den Vorteil, die Art und Weise, wie die Prüfung abläuft, kennen zu lernen und durch mehr Fragen mehr Prüfungsroutine zu erlangen. Da ich leider schnell Fragemuster unbewusst auswendig lerne, konnte ich Beispielsweise Mikhail Lapshin nur zwei Mal durchlaufen. Beim dritten Mal musste ich die Frage nur anfangen zu lesen und wusste gleich welche Antworten korrekt waren und welche nicht. Das entspricht aber nicht mehr einer Prüfungssituation, weil die Fragen in der Zertifizierung anders sind, als in den Prüfungssimulationen. Wenn man bei der anschließenden Auflösungsrunde die vorgefertigten Erklärungen nicht versteht, kann man eine Frage formulieren und erhält zeitnah Antwort. Da die Ergebnisse der letzten drei Monate gespeichert werden, kann man sehen, wie man sich pro Durchgang sicherer wird. (Sind bereits auf den Scrum Guide 2020 umgestellt) https://mplaza.training
Fazit
Wenn man bereits praktische Erfahrungen mit Scrum gesammelt hat, ist ein selbst Studium empfehlenswert. Das Lernen endet allerdings nicht mit der Zertifizierung zum Professional SCRUM Master I (Srum.org) oder anderen Zertifizierungen. Dann heißt es am Ball bleiben und das gelernte in der Praxis anzuwenden.
Quelle Bilder in diesem Beitrag: Eigene Darstellung